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Quelle: https://netzwerk-bildung.net/informationen/betriebssystem/WasIstLinuxA4.pdf

Autor: Claus R. Wickinghoff, <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>
Version: 02
Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 3.0 DE



Was ist Linux?

Zur Beantwortung dieser Frage schauen wir uns den Aufbau eines
Computers genauer an: Auf der untersten Ebene haben wir die Hardware,
also das Gerät mit Datenspeicher, Bildschirm, Tastatur und
Maus. Darauf läuft das Betriebssystem - ein Kernel zur Ansteuerung der
Hardwarekomponenten und allerlei Zusatzprogramme etwa zum Ablegen der
Dateien auf der Festplatte. Zur Kommunikation mit dem Benutzer läuft
darauf eine Bedienoberfläche. Diese stellt Fensterbereiche bereit, in
denen Programme (auch Applikationen genannt) laufen. Das alles
präsentiert sich dem Benutzer als Desktop.

Windows ist eine Kombination aus Betriebssystem und Bedienoberfläche,
beide Komponenten werden zusammen ausgeliefert. Auch Apples Mac OS X
besteht aus Betriebssytem und einer Bedienoberfläche.

"Linux" ist streng genommen nur ein Kernel. Durch Ergänzung um die GNU
Systemprogramme ergibt sich ein komplettes Betriebssystem. Auf diesem
GNU/Linux System stehen mehrere unterschiedliche Bedienoberflächen zur
Auswahl - die bekanntesten sind Gnome, KDE und XFCE.


 


Wieviel kostet Linux?

Die Frage nach dem Preis von Linux ist eigentlich die falsche Frage.

Der große Vorteil von Linux ist, dass es zum Großteil aus freier
Software besteht. Dieser Begriff meint, dass der Quellcode der
Programme frei verfügbar ist und selbst genutzt, weiterentwickelt und
an Dritte weitergegeben werden darf. Daher wird hier auch oft der
Begriff Open Source genutzt.

Ein Linux-System kann daher ohne Lizenzkosten installiert und genutzt
werden.

Ein weiterer Aspekt ist, dass freie Software von Entwicklern rund um
den Globus programmiert wird. Sie arbeiten als angestellte
Programmierer und/oder in ihrer Freizeit an der Software.

Dies gewährleistet eine Investitionssicherheit. Es ist nicht möglich,
dass ein Einzelner oder ein einzelnes Unternehmen eine Software
einstellen und vom Markt nehmen kann. Es kann jederzeit ein anderer
Programmierer den Faden aufgreifen und im Rahmen einer Open Source
Lizenz die weitere Entwicklung vorantreiben.

Eine Vielzahl von Unternehmen bietet Dienstleistungen für Linux an, um
die Bedürfnisse von Firmen und Einrichtungen nach definierten
Supportreaktionen zu erfüllen. Dies ändert jedoch nichts daran, dass
das zugrundeliegende Betriebssystem "frei" ist.


 


Welche Garantie gibt Linux?

 

Die wichtigste Garantie ist, dass die Open Source Software tatsächlich frei ist.

Dies wird über eine Lizenz geregelt.  Die wichtigste ist die
GNU General Public Licence (GNU GPL), die 1989 zur Veröffentlichung
der GNU Programme verfaßt wurde. Weitere bekannte Lizenzen sind die
Apache License und die BSD Lizenz. Auch die Europäische Kommission hat
mit der European Public License (EUPL) eine freie Lizenz entwickelt,
die in den 22 Amtsprachen der Mitgliedsstaaten vorliegt.

Damit eine Lizenz zu den Open Source Lizenzen gerechnet wird, muß sie
zwei entscheidende Kriterien erfüllen:

* Die umfassende "freie" Nutzung des Programms muß gestattet sein
  (frei von Lizenzkosten und frei zugänglicher Sourcecode).

* Keine Beschränkung der Lizenznehmer oder Verwendungsgebiete.

Während bei kommerzieller Software die Lizenz üblicherweise die Rechte
des Nutzers stark einschränkt, um so die Interessen des Herstellers
sicherzustellen, gewähren die Lizenzen der freien Software dem
Benutzer weitreichende Rechte.

Diese Freiheiten erlauben beispielsweise, dass Treiber für neue
Hardwarekomponenten auch für ältere Software angepaßt oder entwickelt
werden können.




Wozu gibt es eine Distribution?

Eine Linux-Distribution ist eine Zusammenstellung aller nötigen
Software wie Betriebssystem, Bedienoberfläche (meist auch mehrere zur
Auswahl) und Applikationen. Eine Distribution wird meist in Form einer
DVD zur Installation bereitgestellt und um Dokumentation
(Installationsanleitung, Anwenderhandbuch usw.) ergänzt.

Die meisten Distributionen sind lizenzkostenfrei erhältlich und werden
von Organisationen oder Unternehmen gepflegt und bereitgestellt.
Bekannte Distributionen sind CentOS, Debian, Fedora, Ubuntu und
openSUSE.

Einige Unternehmen haben sich auf das Erstellen von sehr guten
Distributionen für den Unternehmenseinsatz spezialisiert und
unterstützen Zertifizierungen für das Zusammenspiel von von Hard- und
Software mit ihren Distributionen. Diese Distributionen werden
üblicherweise mit einem Supportvertrag verkauft. Bekannte kommerzielle
Distributionen sind Red Hat Enterprise Linux und SUSE Linux
Enterprise.

Zum Ausprobieren läßt sich ein Live-System nutzen. Dabei bootet das
gesamte Linux-System von einer CD/DVD und läßt sich verwenden, ohne
dass etwas auf der Festplatte installiert werden muß. Die erste
bekannte Live-Distribution war Knoppix - inzwischen gibt es aber fast
jede Distribution als Live-System.


 


Wie sicher ist Linux?

Zunächst einmal: Kein System ist zu 100% sicher. Selbst wenn Sie Ihren
Computer ausschalten, könnte er durch Diebstahl immer noch in fremde
Hände geraten.

Wer jedoch täglich mit dem Computer arbeitet, muß sich den Gefahren
stellen. Dazu gehören zunächst Computerviren, die sich meist in
zugespielten Dateien verstecken und sich beim Öffnen dieser Dateien
aktivieren.

Linux ist vom Design her möglichst betriebssicher ausgelegt. Es gibt
einen Administrator-Account, den sogenannten root-Account. Nur mit
diesem Account sind systemweite Rechte verbunden. Jeder Benutzer
arbeitet hingegen unter seinem eigenen Account, mit dem er Zugriff auf
seine eigenen Daten hat und mit dem er alle systemweit installierten
Programme starten kann. Durch die Vielzahl von Distributionen
unterscheiden sich installierte Linux-Systeme alle voneinander, so
dass bis heute kein Virus flächendeckend in Erscheinung getreten ist.

Eine weitere Gefährdung sind Einbrüche von außen auf Rechner, die über
Netzwerk (Internet) erreichbar sind. Hier werden meist bekannte
Schwachstellen in der installierten Software ausgenutzt. Absichern
läßt sich jedes System durch Einspielen aktueller Updates.

Seit den Snowden-Dokumenten ist klar, dass auch Geheimdienste gezielt
Angriffe auf Datennetze und Computer in großem Stil
durchführen. Diesen Diensten stehen in ihren Heimatländern viele
Möglichkeiten offen, um "ab Werk" bereits Hintertüren in Software
einzuschleusen.

Die Transparenz von Open Source Software erschwert dies erheblich:
Viele Entwickler weltweit arbeiten ständig an der Verbesserung und
Ãœberprüfung des gesamten Codes. Für neu entdeckte Schwachstellen sind
in kurzer Zeit Updates verfügbar. Hier gibt es keinen einzelnen
Hersteller, der die Brisanz einer Schwachstelle erst bewerten muß, um
zum "Patch-Day" eine Lösung zu liefern. Bei fragwürdigem Programmcode
ist jederzeit eine Ãœberprüfung durch unabhängige Fachleute möglich.

 


 

Wer benutzt sonst noch Linux?


Nun, es kann gut sein, dass Sie selbst bereits Linux im Einsatz haben,
ohne es zu wissen. Dadurch, dass der Programmcode beliebig modifiziert
werden kann, läßt es sich auch auf sehr spezielle Hardware
anpassen. Weit verbreitet ist das Android-System von Google für
Smartphones und Tablet-PCs, dass auf einem Linux Kernel aufsetzt.

Außerdem läuft Linux auf vielen Internet-Routern (z.B. der AVM
Fritz!Box), auf vielen WLAN-Accesspoints (etwa von Allnet, ASUS,
Belkin/Linksys, D-Link, TP-Link usw.) und auf vielen NAS-Geräten
(u.a. QNAP und Synology). Auch die Navigationsgeräte von TomTom laufen
unter Linux.

Es gibt weltweit eine große Anzahl von Anwendern, die teilweise seit
Jahren mit einem Linux-Desktop arbeiten. Auf der ISS sind inzwischen
alle Rechner auf Linux umgestellt.

Die Zeitschrift c't erstellt immer wieder spezielle Live-Systeme auf
Basis von Linux, die breite Anwendung finden (Bankix zum sicheren
Online-Banking und Desinfec't zur Virensuche).

Der Großteil der Internet-Server laufen unter Linux (Google, Youtube,
Facebook usw.). Linux wird außerdem noch in der Automobilindustrie zur
Konstruktion und Simulation sowie in Fahrzeugen selbst eingesetzt. Am
CERN werden mit dem Large Hadron Collider und anderen Experimenten
gewaltige Datenmengen erzeugt, die mit Linux-Systemen verarbeitet
werden. Auch die Filmindustrie erzeugt Animationen und Spezialeffekte
oft mit Linux-Systemen.

 



 

Wo kann ich Linux ausprobieren?

Linux ist erstaunlich resourcenschonend. D.h. auch ein älterer, bereits ausgemusterter Rechner eignet sich für eine
Linux-Installation.

Ist keiner zur Hand, kann Linux mit Hilfe eines Live-Systems getestet
werden. Dabei startet das System komplett von CD oder DVD und läuft im
Hauptspeicher des Computers. Das Nachladen von Programmen von CD/DVD
dauert etwas länger als von Festplatte und das Ablegen von eigenen
Daten ist schwieriger, aber durchaus möglich, etwa auf einen
USB-Stick.

Ist auf dem vorhandenen Rechner bereits ein Windows-System installiert
und ist noch Platz für eine weitere Partition auf der Festplatte
vorhanden, kann dorthin Linux installiert werden. Fast alle
Distributionen erkennen ein bereits installiertes Betriebssystem und
binden es über ein Bootmenü zur Auswahl ein.

Hilfestellung zu Linux gibt es im Internet, über Fachzeitschriften und
Bücher und natürlich auch auf den regelmäßigen Treffen der
Usergruppen. Sicher ist eine solche auch in Ihrer Nähe aktiv.



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